Eine gute Berufsausbildung ist die Basis für einen auskömmlichen Job und gesellschaftliche Teilhabe. Mit einer Ausbildungsgarantie wollen wir sicherstellen, dass alle jungen Menschen Zugang zu einer vollqualifizierenden Berufsausbildung erhalten. Entscheiden ist, dass diese inklusiv ausgestaltet wird.
Im frühen Kindesalter ist das Zusammensein in einer Institution für alle noch ziemlich normal. Danach trennen sich die Wege zunehmend, vor allem abhängig vom sozialen Status der Eltern und gekoppelt an Merkmale wie sonderpädagogischer Förderbedarf, Migrationshintergrund, Behinderung. Für die einen steht faktisch schon bei der Geburt fest, dass sie das Abitur und einen hochqualifizierten Berufsabschluss erlangen werden. Für die anderen bleibt diese Tür fest verschlossen. Wie ungleich die Chancen und Berufsperspektiven sind, belegt alljährlich der Berufsbildungsbericht: Im Jahr 2020 hatten 2,33 Mio. junge Menschen zwischen 20 und 34 keinen Berufsabschluss. Und während 2021 gut 24.600 Schüler*innen keinen Ausbildungsplatz bekommen haben, blieben 63.000 Ausbildungsplätze unbesetzt.
Am Glück darf es nicht hängen – alle haben dasselbe Recht!
Wir können es uns nicht leisten, junge Menschen von einer Ausbildung auszuschließen. Das verbietet einerseits der Fachkräftemangel, vor allem aber hat jeder Mensch das Recht auf diskriminierungsfreie gesellschaftliche Teilhabe. Das gilt auch für den Zugang zu Bildung und Arbeit – so verlangt es die UN-Behindertenrechtskonvention, die Deutschland 2009 ratifiziert hat und deren Vorgaben damit geltendes Recht sind. Es geht darum, Inklusion konsequent als Strukturprinzip durchzudeklinieren und alle Lebensbereiche so auszugestalten, dass sie niemanden aufgrund persönlicher Voraussetzungen wie soziale Herkunft, Behinderung, Geschlecht oder Migrationsgeschichte ausschließen.
Vom Anspruch zur Praxis
Um allen Jugendlichen den Zugang zu einer anerkannten, vollqualifizierende Berufsausbildung zu gewährleisten, werden wir uns in den kommenden Monaten in Berlin intensiv um eine Reform des Berufsausbildungssystems bemühen. Deren Kern ist eine Ausbildungsgarantie, so ist es im Koalitionsvertrag festgehalten. Entscheidend ist, dass diese wirklich inklusiv ausgestaltet wird. Dafür ist es nötig, ein flexibles Unterstützungs- und Begleitangebot auf- und auszubauen, wie beispielsweise Einstiegsqualifizierung, assistierte Ausbildung, ausbildungsbegleitende Hilfen, sprachliche Förderung an allen Lernorten. So kann individuell auf unterschiedliche Bedürfnisse und Bedarfe eingegangen werden. Auch schulische Ausbildungen, berufliche Fachschulen und vorbereitende Angebote wollen wir einbeziehen.
Der Bund kann das Problem natürlich nicht allein lösen. Eine ausreichende Zahl an betrieblichen Ausbildungsstellen muss die Wirtschaft schaffen. Die Bundesländer sind aufgefordert, schulische Ausbildungs- und Studienplätze vorzuhalten. Ergänzend sind öffentlich geförderte Ausbildungsplätze nötig, die inklusiv ausgestaltet sind, also grundsätzlich allen Jugendlichen offen stehen. Ziel ist es, exkludierende Sondersysteme zu überwinden und allen jungen Menschen ein breites Ausbildungsplatzangebot mit Auswahlmöglichkeiten zu gewährleisten.
(Artikel aus „grünRegional“, Ausgabe 12/2022)