Jetzt gibt es auch die Bundesregierung öffentlich zu: Der Zustand des französischen AKW Cattenom ist erbärmlich. Es gibt riskante Mängel in der Anlage, die an der lothringischen Obermosel nur wenige Kilometer von der deutschen Grenze entfernt liegt. Das geht aus der Antwort auf unsere Anfrage hervor.
Die Sicherheitsmängel betreffen vor allem die Erdbebensicherheit: Die Kühlwasservorratsbehälter, die Gasturbinen der Notstrom-Versorgung und die Einrichtungen für die Druckentlastung – alles Bauteile, die bei einem Unfall verhindern sollen, dass radioaktive Strahlung austritt – sind nicht erdbebensicher. Auch ist das Atomkraftwerk nur gegen den Absturz „kleinerer Zivilflugzeuge“ ausgelegt. Ein Terrorangriff mit einer Passagiermaschine könnte also einen GAU auslösen.
Die Anlage mit vier Reaktoren liegt nur etwa 11 Kilometer von der deutschen Grenze und weniger als 60 Kilometer von Saarbrücken und Trier entfernt. Im Umkreis von 100 Kilometern leben in Frankreich, Luxemburg, Belgien und Deutschland rund 4,5 Millionen Menschen, die voraussichtlich von einem Atomunfall in Cattenom betroffen wären.
Angesichts dessen ist ein Weiterbetrieb der Anlage unverantwortlich. Bundeskanzlerin Merkel muss Cattenom endlich zur Chefsache machen und mit Frankreich über die schnellstmöglich Stilllegung verhandeln.
- Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage „Grenznahes Atomkraftwerk Cattenom“ (Pdf), Bundestags-Drucksache 18/11604, 22.03.2017