Zum aktuellen Spiegel-Titel „Das Schweigen der Hirten“ über kirchlichen Missbrauch im Bistum Trier erklärt Corinna Rüffer, Grüne Bundestagsabgeordnete aus Trier:
Die herausragende Spiegel-Recherche verschafft einen Einblick in das unvorstellbare Ausmaß sexualisierter Gewalt im Verantwortungsbereich der katholischen Kirche im Bistum Trier. Es ist leider eines der schlimmsten Beispiele für die insgesamt mangelhafte Aufklärung. Wenn die Bischöfe Stephan Ackermann, Reinhard Marx und Georg Bätzing einen Funken Anstand im Leib hätten, wären sie längst zurückgetreten.
Aber auch der Staat hat die schleppende Aufklärung bisher zugelassen und so mitverschuldet. Aus Ehrfurcht vor der Kirche wurde deren Salami-Taktik, Erkenntnisse nur scheibchenweise und erst auf öffentlichen Druck preiszugeben, geduldet. Das muss endlich ein Ende finden.
Ein erstes wichtiges Signal wäre, sich nicht weiter hinhalten und auf den St.-Nimmerleins-Tag vertrösten zu lassen. Die Aufklärung ist eine gesamtstaatliche Aufgabe und darf nicht länger allein der Kirche überlassen werden. Wir brauchen dringend eine unabhängige Untersuchungskommission, die den vollen Zugang zu sämtlichen Archiven und anderen potenziellen Beweismitteln bekommt. Zudem muss das Amt des Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs gestärkt werden.
Aber auch in Trier selbst muss die Zeit des Wegsehens endlich der Vergangenheit angehören. Es wäre ein wichtiges und längst überfälliges Zeichen der Solidarität mit den Opfern, den Bischof-Stein-Platz umzubenennen. Denn die Beweislast gegen den ehemaligen Trierer Bischof ist erdrückend.