Rückenwind für Angehörige von Strafgefangenen

[25.06.2015]  Im Gespräch
Corinna Rüffer mit Hans-Peter Pesch, Geschäftsführer von Rückenwind e.V.
© N. Rehländer

Der Verein „Rückenwind“ ist Treffpunkt, Anlauf- und Beratungsstelle für Angehörige von Strafgefangenen der Justizvollzugsanstalt Wittlich. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des einzigartigen Modellprojekts leisten wertvolle Resozialisierung-und Präventionsarbeit.

Bei meinem Besuch im Verein „Rückenwind“ sprach ich mit dem Geschäftsführer Hans-Peter Pesch und der Sozialpädagogin Frau Melanie Bonifas über ihre tägliche Arbeit mit Angehörigen und Freunden von Inhaftierten der Justizvollzugsanstalt Wittlich, die sich genau auf der gegenüberlegenden Seite befindet.

„Die Inhaftierung einer nahestehenden Person ist für die Familie und Freunde eine sehr emotionale Situation“, so Hans Peter Pesch. Deshalb gebe es ein großes Bedürfnis sich zu der neuen Situation und den daraus resultierenden psychischen und familiären Belastungen, vor allem auch zu den finanziellen Problemen auszutauschen. „Doch weil die Betroffenen Ausgrenzung und Stigmatisierung durch Nachbarn, Mitschüler oder Arbeitskollegen fürchten, tragen sie das Thema nicht nach außen. Sie leben eine Lüge. Besonders schwierig ist die Situation für die Kinder, die von heute auf morgen verlassen werden. Das ist für viele traumatisierend und geht einher mit Selbstvorwürfen und Schuldgefühlen. Sie brauchen deshalb besondere Aufmerksamkeit.“

Rückenwind e. V. bietet den Angehörigen in der schwierigen Situation seelischen Beistand, Hilfestellung bei der Frage „Was sage ich unserem Kind“ und unterstützt beim Umgang mit Behörden und den Verfahrensabläufen innerhalb der Justizvollzugsanstalt. Indem der Entfremdung des Inhaftierten von Familie und Gesellschaft aktiv entgegen gewirkt und so ein Leben nach der Haft ermöglicht wird, leistet das Projekt maßgebliche Resozialisierung-und Präventionsarbeit.

Das Startbudget für das Projekt, das Ende 2010 angelaufen ist und zunächst auf zwei Jahre befristet war, kam aus Mitteln der Glücksspirale Rheinland-Pfalz. Inzwischen wird der Verein von der Kirche, Träger ist der Katholische Vereins für soziale Dienste Trier (SKM), und durch Spenden finanziert. Ohne die vielen ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wäre die Arbeit nicht zu stemmen. Es gibt nur eine angestellte pädagogische Fachkraft mit einer halben Stelle, nötig wäre aber mindestens eine Vollzeitstelle. Um diese und auch die Räumlichkeiten weiterhin bezahlen zu können, sucht „Rückenwind“ dringend nach einer langfristigen Finanzierung.