Von der Zuflucht zur Integration

[14.02.2017]  Im Gespräch
Sieben Personen, u.a. Anne Spiegel, Corinna Rüffer und Angelika Birk
In der Mitte: Anne Spiegel, Corinna Rüffer und Angelika Birk

Auch Trier ist ein Zufluchtsort für viele Menschen geworden, die ihre Heimat verlassen mussten. Wie kann die Aufgabe der Integration erfolgreich angepackt werden und welche Probleme gibt es? Um diese Fragen ging es beim Besuch der Integrationsministerin Anne Spiegel. Im Bürgerhaus Trier-Nord stellten viele Verbände und Vereine der Integrationshilfe ihre Arbeit vor und suchten das Gespräch mit der Ministerin.

 

Die grüne Bürgermeisterin Angelika Birk nahm in ihrem einführenden Statement die Integrationsarbeit in Trier in den Blick. Sie nannte erfolgreiche Projekte, wie die Gesundheitskarte für Geflüchtete, machte aber auch deutlich, wie wichtig die Arbeit der Ehrenamtlichen sei, ohne die eine erfolgreiche Integration kaum gelingen würde. Ein Beispiel dafür ist die „Refugee Law Clinic“: Ein Zusammenschluss von Jura-Studierenden, die rechtliche Beratung für Geflüchtete anbieten und sie insbesondere auf ihre Anhörung im Asylverfahren vorbereiten, wie Vorstandsmitglied Annabelle Strauß berichtete.

Reinhold Spitzley von Palais e.V. stellte die Betreuung von unbegleiteten minderjährigen Ausländern, den sogenannten UmAs, vor und die Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten. Besonders problematisch sei, dass sich niemand mehr für diese jungen Menschen zuständig fühle, sobald sie das 18. Lebensjahr erreicht haben, obwohl sie oftmals weiterhin viel Unterstützung und vertraute Ansprechpartner benötigten.

Ein wichtiger Teil der Integrationsarbeit ist auch Aufklärung über Schwangerschaft und Verhütung sowie Sexualpädagogik. Dabei sei es wichtig sehr wichtig, so Claudia Heltemes von profamilia, neben jungen auch erwachsene Geflüchtete zu erreichen. und sie hob hervor.

Die Trierer Akademie für Sprachvermittlung und Integrationsförderung (TASI) bietet Deutsch-Sprachkursen an, die an Grundkenntnisse der deutschen Sprache anknüpfen. So soll Geflüchteten beispielsweise die Aufnahme eines Studiums in Deutschland erleichtert werden, berichtet Marc Borkam.

Doch ohne ausreichendes Personal kann Integrationsarbeit nicht erfolgreich umgesetzt werden, betonte Claudia Heltemes stellvertretend für alle Initiativen. Für den Bildungsbereich  – insbesondere mehr Sprachkurse für Geflüchtete – kündigte Integrationsministerin Anne Spiegel denn auch an, mehr finanzielle Mittel im Haushalt einzuplanen. Um das Personal in der Integrationshilfe zu erhöhen, müsste allerdings Geld von anderen Projekten abgezogen werden, erklärte sie. In der Diskussion positionierte sich Anne Spiegel auch deutlich gegen die Ausweitung sicherer Herkunftsländer: Die Maghreb-Staaten Marokko, Tunesien und Algerien seien alles andere als sicher, da Minderheiten wie Homosexuelle dort von Verfolgung und Gewalt bedroht seien. Sie forderte ein Einwanderungsgesetz, das auch Nicht-EU-Bürgerinnen und -Bürgern legale Einreisemöglichkeiten eröffnet.