Besonders schutzbedürftige Geflüchtete in Sicherheit bringen

[11.05.2021]  Pressemitteilung

Zur Räumung des Camps Kara Tepe 1 und der Situation besonders schutzbedürftiger Geflüchteter auf Lesbos erklärt Corinna Rüffer, behindertenpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen:

Mit der Räumung des seit Jahren gut geführten und funktionierenden Camp „Kara Tepe 1“ seit Ende April hat sich die humanitäre Katastrophe auf Lesbos dramatisch verschärft – vor allem für besonders schutzbedürftige Geflüchtete.

In dem kommunalen Camp waren vor allem Familien mit Kleinkindern, chronisch kranke und behinderte Menschen untergebracht. Wohncontainer, eine bessere Stromversorgung und sogar eine Schule ermöglichten den Geflüchteten, unter halbwegs humanen, sicheren und würdigen Umständen zu leben. Sie werden nun alle ins neue Kara Tepe Camp (Moria 2.0) verlegt, welches als Ausweichlager nach dem Brand in Moria errichtet worden ist – ein Elendslager, in dem die Zustände noch schlimmer sind als im alten Moria-Camp. Die Menschen müssen in überfüllten Zelten hausen, es gibt nicht genügend Duschen und Toiletten, das Camp ist in keinster Weise barrierefrei und der Boden des ehemaligen Truppenübungsplatzes ist bleiverseucht.

Es ist eine Schande, dass es solche Elends-Flüchtlingslager in Europa gibt. Die EU versagt in Lesbos auf der ganzen Linie und verrät mit dieser rassistischen Abschottungspolitik einen ihrer wichtigsten Grundpfeiler: die Menschenrechte.

Wir dürfen die Augen nicht weiter verschließen und müssen endlich alle geflüchteten Menschen von den griechischen Inseln evakuieren. In einem ersten Schritt gilt es, zunächst die besonders Schutzbedürftigen – Kinder, Schwangere, behinderte und chronisch kranke Menschen – in Sicherheit zu bringen. In Deutschland sind fast 250 Städte und Kommunen im Bündnis „Sichere Häfen“ zusammengeschlossen und bereit, mehr Geflüchtete aufzunehmen. Die Bundesregierung muss das unverzüglich ermöglichen.