Menschen mit Behinderungen haben Familien. Kleine oder große, gewählte oder biologische, tolle und anstrengende – genauso wie Menschen ohne Behinderung. Doch es ist keine Selbstverständlichkeit, dass behinderte Menschen Eltern werden und sind. Denn die Vorstellung, behinderte Menschen seien mit der Erziehung eines Kindes überfordert und deshalb keine guten Eltern, ist weit verbreitet. Dabei sind behinderte Eltern nur Eltern, die – je nachdem inwieweit ihre Teilhabe eingeschränkt ist – Unterstützung bei der Betreuung ihrer Kinder brauchen. Leider geraten sie dabei immer wieder in Zuständigkeitsstreitigkeiten zwischen Trägern der Sozialhilfe und der Kinder- und Jugendhilfe. Das geht teilweise so weit, dass behinderte Eltern aufgefordert werden, ihr Kind außerhalb ihres eigenen Haushaltes betreuen zu lassen.
Auch wenn Menschen mit Behinderungen heiraten möchten, stehen sie vor einem Problem: Wenn ihre Unterstützungsleistungen (z.B. Assistenz) aus Mitteln der Sozialhilfe finanziert werden, müssen sie sich mit eigenem Einkommen und Vermögen beteiligen. Daran muss sich dann auch die Ehefrau oder der Ehemann beteiligen.
Wenn nichtbehinderte Eltern ein behindertes Kind bekommen, ist dies oft mit einem Schreck oder auch Scham verbunden: Ein behindertes Kind entspricht nicht den herkömmlichen gesellschaftlichen Erwartungen. Ihre Vorstellungen und Wünsche für das Leben mit einem Kind erscheinen auf einmal unerreichbar oder zumindest sehr ungewiss – denn sie orientieren sich an einem „gesunden“ Kind. Zudem stehen uns heute so umfangreiche vorgeburtliche Untersuchungen (Pränataldiagnostik) zur Verfügung, dass der Druck enorm ist, diese auch zu nutzen – um ein „gesundes“ Kind zu bekommen.
Tatsächlich aber ist das Leben mit einem behinderten Kind vor allem dann schwierig, wenn die notwendige Unterstützung fehlt. Leider sind die Unterstützungsleistungen für behinderte Eltern und Eltern mit behinderten Kindern sehr unübersichtlich und es gibt weder flächen- noch bedarfsdeckende Frühförderangebote. Es besteht also noch einiger Handlungsbedarf, bis in Deutschland behinderte Eltern und Eltern mit behinderten Kindern, die Unterstützung bekommen, die sie für ihr Familienleben brauchen – so wie es die UN-Behindertenrechtskonvention vorschreibt.