Nur wenige Projekte der Conterganstiftung haben konkreten Nutzen für Betroffene

[15.08.2018]  Anfrage

Die Conterganstiftung zahlt nicht nur finanzielle Leistungen an contergangeschädigte Menschen. Sie hat seit 2009 auch die Aufgabe, Projekte und Forschungsvorhaben zu fördern, die die Teilhabe contergangeschädigter Menschen unterstützen und conterganbedingte Spätfolgen mildern. (§2 Conterganstiftungsgesetz). Weil sich weder auf der Stiftungswebsite noch in den jährlichen Geschäftsberichten ausreichend Informationen darüber finden lassen, wie die Stiftung diese Aufgabe erfüllt, haben wir mit der Kleinen Anfrage „Projekte der Conterganstiftung – Ausrichtung, Mittelvergabe und Nutzen für die Betroffenen“ nachgehakt. Die Antworten sind vielfach dünn und es ist nicht erkennbar, dass die Conterganstiftung alle Anstrengungen unternimmt, den gesundheitlichen Problemen der Betroffenen und dem dadurch drohenden Verlust an Selbstbestimmung entgegenzuwirken.

Innerhalb von neun Jahren hat die Stiftung nach eigenen Angaben acht Projektvorhaben positiv beschieden bzw. durchgeführt, die dem Stiftungszwecks dienten. Doch bei einigen der genannten Projekte ist ein konkreter Nutzen für die Contergangeschädigten selber gar nicht erkennbar, beispielsweise bei der Erstellung einer vergleichenden Übersicht von Leistungen an thalidomidgeschädigte Menschen in ausgewählten Ländern. Lässt man solche Projekte außer Acht, bleiben nur fünf übrig, die dem eigentlichen Ziel dienen (Frage/Antwort 2). Von diesen hat nur ein einziges Projekt einen nennenswerten Beitrag in Hinblick auf die Gesundheit der Contergangeschädigten geleistet: Die 2012 veröffentlichte Studie der Uni Heidelberg (Befragung zu Problemen, speziellen Bedarfen und Versorgungsdefiziten in Deutschland lebender contergangeschädigter Menschen). Von den 16 Handlungsempfehlungen, die die Studie nennt, wurden allerdings sechs noch gar nicht umgesetzt und nur vier vollständig umgesetzt.
Das für contergangeschädigte Menschen sehr bedeutende Thema Erhalt der Mobilität wurde bei den verschiedenen Vorhaben „nur gestreift“, Projekte oder Forschung dazu hat die Stiftung faktisch nicht durchgeführt (Frage/Antwort 9).

Weil die Stiftung nur zwei Abschlussberichte der insgesamt acht Projektvorhaben auf ihrer Website veröffentlicht hat, ist bei den anderen Projekten kaum nachzuvollziehen, welche Ergebnisse und welchen konkreten Nutzen sie gebracht haben. In Leichte Sprache ist kein Bericht übersetzt (Frage/Antwort 12 und 13).