Sterben nicht aus dem Leben drängen – ambulante Hospizdienste stärken

[28.03.2014]  Pressemitteilung

Zum ersten rheinland-pfälzischen Hospiztag am 29. März 2014 erklärt Corinna Rüffer, behindertenpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen:

In der Diskussion um Sterbehilfe stellt selten jemand die Frage, wie wir ein würdevolles Sterben überhaupt ermöglichen wollen. Das Ziel sollte ja sein, dass alle Menschen möglichst lange am Leben teilhaben können und Sterben wieder als Teil des Lebensweges betrachtet wird. Doch die Voraussetzungen zum würdevollen Sterben sind aktuell kaum gegeben. Vor allem im ländlichen Raum fehlt es an ambulanter Palliativversorgung, sodass viele Menschen ihre letzten Wochen unnötig im Krankenhaus verbringen müssen.

Ein Lichtblick ist die Arbeit der Hospize, die sich an den Wünschen und Bedürfnissen des sterbenden Menschen und seiner Angehörigen orientiert. Davon habe ich mir bei meinem Besuch Anfang März im Hospiz in der Ostallee in Trier ein Bild gemacht. Noch sind viele Hospize stationär organisiert. Doch dies sind letztlich Sonderinstitutionen, denn die meisten Menschen wünschen sich, bis zu ihrem Lebensende zu Hause zu bleiben. Deshalb brauchen wir dringend eine flächendeckende Versorgung mit ambulanten Hospizdiensten. Nur so kann gewährleistet werden, dass alle Menschen in Würde Abschied nehmen können.

Außerdem ist es für die Arbeit der Hospize enorm wichtig, dass die aktuell sehr strenge Gesetzeslage geändert wird. Derzeit ist es beispielsweise so, dass die Auflagen zur Raumbelegung bestimmen, wie lange Angehörige Zeit haben, sich vom Verstorben zum letzten Mal zu verabschieden. Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Hospizen ist es deshalb bisweilen unmöglich, den Wünschen der Angehörigen nachzukommen.
Ich bin prinzipiell gegen jede Form organisierter und kommerzieller Sterbehilfe. Die bestehende Unterversorgung darf keinesfalls dazu führen, nach einfachen Lösungen zu streben. Den Wunsch, aus dem Leben zu scheiden, begründen viele Betroffene mit der Befürchtung, ihren Angehörigen zur Last zu fallen. Das ist furchtbar! Eine Auseinandersetzung mit dem Thema Sterbehilfe kann nach meiner festen Überzeugung erst dann unter den richtigen Vorzeichen geführt werden, wenn palliativmedizinsche Versorgung und Angebote der Hospizbewegung überall zur Verfügung stehen. Davon sind wir sehr weit entfernt. Auf die Behebung dieses Mangels muss die volle Energie gerichtet werden.