Recht auf inklusive Bildung nicht verwirklicht

[03.09.2015] 

Es hört sich erstmal gut an: Der Inklusionsanteil an Schulen ist seit 2008/09 um 71 Prozent gestiegen. Fast jedes dritte Kind mit Förderbedarf besucht mittlerweile eine Regelschule. Trotzdem schwinden die Sonderwelten für Menschen mit Behinderung nicht: Der Schüleranteil an Förderschulen wird nicht weniger.

Die Ergebnisse der Bertelsmann-Studie „Inklusion in Deutschland“ sind eigentlich nichts Neues: In Kitas und Grundschulen ist der Inklusionsanteil schon seit Jahren vergleichsweise hoch und steigt kontinuierlich. Inzwischen besuchen 67 Prozent der Kinder eine inklusive Kita und fast 47 Prozent eine inklusive Grundschule.

Doch je höher die Bildungsstufe, desto geringer sind die Chancen auf Inklusion: In den weiterführenden Schulen fällt der Inklusionsanteil auf etwa 30 Prozent ab. Dabei findet Inklusion hauptsächlich an Hauptschulen und Gesamtschulen statt; an Realschulen und Gymnasien sowie in der Ausbildung ist Inklusion die Ausnahme. Vor allem aber sinkt der Schüleranteil an Förderschulen nicht – und fast drei Viertel der Kinder, die Förderschulen besuchen, bleiben ohne Hauptschulabschluss. Auf dem Arbeitsmarkt setzt sich Exklusion dann entsprechend fort: Von der Förderschule führt der Weg meist direkt in eine Werkstatt für behinderte Menschen.

Solange zwei Drittel der Schülerinnen und Schülern mit Behinderung in Förderschulen lernen, ist das Recht auf gleichwertige Bildung gemäß UN-Behindertenrechtskonvention nicht verwirklicht!