Bluttest: Keine soziale Frage

[11.04.2019]  Rede
Orientierungsdebatte über vorgeburtliche Bluttests (11.04.2019)

Wir stehen am Anfang einer Entwicklung, die wir gerade noch steuern können: Soll ein Test Kassenleistung werden, der anhand eines Tropfens Blut Auskunft darüber geben kann, ob ein Kind wahrscheinlich mit Down-Syndrom auf die Welt kommen wird? Und viele weitere Tests stehen vor der Zulassung.

Wir reden dabei nicht über eine soziale Frage: Das Gesundheitssystem ist dafür da, Menschen zu heilen. Dieser Test kann das nicht. Das Down-Syndrom ist keine Krankheit, man kann es nicht „heilen“. Der Test dient dagegen in aller Regel der Selektion. Die allermeisten Föten werden abgetrieben, wenn vermutet wird, dass das Kind mit Trisomie auf die Welt kommen würde.

In diesem Diskurs geht es auch um das Selbstbestimmungsrecht der Frau: Ist Selbstbestimmung unabhängig von gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und Erwartungen denkbar? Warum entscheiden sich so viele Frauen nach einem „positiven“ Testergebnis für eine Abtreibung, obwohl sie zuvor grundsätzlich „Ja“ zu einem Kind gesagt haben? Wir leben in einer Gesellschaft, die leider immer noch außerordentlich ungeübt ist im Umgang mit Behinderungen. Unsere Gesellschaft ist aber sehr geübt in Erwartungen an Leistungsfähigkeit und Gesundheit – und diese Erwartungen lasten schwer auf schwangeren Frauen und Menschen mit Behinderungen. Deshalb müssen wir unsere Gesellschaft inklusiver und menschenfreundlicher gestalten.

Weitere Informationen dazu: » Interfraktionelles Papier „Vorgeburtliche Bluttests – Wie weit wollen wir gehen?“